Wenn Sie und Ihr Partner (verzeihen Sie bitte, dass ich der besseren Lesbarkeit nicht durchgängig gendere, sondern das grammatikalische generische Maskulinum verwende) sich überlegen, eine Paartherapie zu beginnen, ist das in den meisten Fällen ein großer Schritt für Sie. Womöglich saßen Sie noch nie bei einem Therapeuten, und Sie wissen nicht so genau, was auf Sie zukommen wird.

Aus meiner langjährigen Erfahrung als Paarberater und Paartherapeut weiß ich, dass viele Menschen erst einmal sehr unsicher sind, vor einer fremden Person über intime Details zu sprechen wie Streit in der Partnerschaft, Verletzungen, Kränkungen oder eigene dunkle Gefühle. Unvorstellbar für viele ist es auch, ihre eigenen Ängste oder gar Aspekte der Sexualität vor Fremden auszubreiten. Keine Angst, wenn Sie zu mir in die Paarberatung kommen, dürfen Sie über alles sprechen, müssen es aber nicht. Selbstverständlich benötigt es erst einmal Vertrauen: Vertrauen in mich, Vertrauen in den sicheren Raum, Vertrauen in den gemeinsamen Prozess.

Wahrscheinlich haben Sie sich schon auf meiner Website umgeschaut. Ich möchte hier dennoch in einer losen Folge von Artikeln einige Aspekte einer Paartherapie skizzieren. Damit Sie sich möglichst von Beginn an bei mir wohlfühlen. Aber auch, um Hemmschwellen herabzusetzen.

Hier nun beschreibe ich im Groben den Ablauf einer Paartherapie. Denn im Laufe der Arbeit mit Paaren ist mir klar geworden, dass Transparenz und Klarheit wesentliche Grundlagen sind, damit Sie sich sicher fühlen. Und Sicherheit ist notwendig, damit sie in Ruhe an Ihrer Beziehung (und an sich selbst) arbeiten können. Deshalb möchte ich Ihnen hier einen Einblick in den typischen Ablauf der Therapie geben.

Vor der ersten Sitzung: Vorbereitung ist der Schlüssel

Bevor wir uns das erste Mal persönlich treffen, sende ich Ihnen einige Fragen zu. Die Antworten helfen Ihnen und mir. Ihnen helfen sie, sich über zentrale Themen und Anliegen klar zu werden: Weshalb kommen Sie wirklich zu mir? Welhalb gerade jetzt? Und welche realistischen Zielen könnten wir gemeinsam erreichen? Und die Antworten helfen mir, indem ich einen ersten Eindruck von Ihrer Beziehungsdynamik, aber auch ihrer Lebenssituation gewinne. So können wir in der ersten Sitzung direkt in die Arbeit einsteigen, anstatt wertvolle Zeit mit organisatorischen Fragen zu verlieren.

Die erste Sitzung: Kennenlernen und erste Schritte

In der ersten Sitzung lernen wir uns dann persönlich kennen, wir klären Ihre Anliegen und besprechen Ziele für die Therapie. Gemeinsam legen wir den Fokus fest: Was möchten Sie durch die Therapie erreichen? Und wir können die dringendsten Themen festlegen, die wir in jedem Fall anschauen müssen. Bereits in dieser Sitzung beginnen wir mit einer ersten konkreten Arbeit an Ihrer Beziehung, können vielleicht auch schon „erste Pflöcke einrammen“. Und Sie lernen meinen Arbeitsstil kennen. Seltener steigen wir gleich sehr tief in persönliche Themen ein.

Der weitere Verlauf: Flexibel und praxisorientiert

Wir vereinbaren von Sitzung zu Sitzung den nächsten Termin, sodass wir flexibel auf Ihre Bedürfnisse und Verfügbarkeiten eingehen können. Mein Ansatz ist praxisorientiert: Ich arbeite bevorzugt mit konkreten Beispielen aus Ihrem Alltag. Dadurch wird die Therapie unmittelbar relevant und nachvollziehbar für Ihre Beziehung.

Während dabei der Fokus eher eng gestellt ist auf ganz konkrete Konflikte oder Absprachen, weiten wir im Laufe unserer gemeinsamen Arbeit jedoch auch diesen Fokus, ziehen die Perspektive zum Weitwinkel auf und schauen auch die Historie an: Ihre Paargeschichte, Ihre individuellen Biografien und die speziellen „Kulturen“ Ihrer Herkunftsfamilien. Denn die eigene Kindheit scheint lang vorbei zu sein, ihre Prägungen jedoch wirken nach in Form von Einstellungen, Sichtweisen oder Glaubenssätzen.

Gemeinsame und einzelne Sitzungen

In der Regel arbeite ich mit beiden Partnern gemeinsam, denn Ihre Beziehung steht im Mittelpunkt. Es kann jedoch Situationen geben, in denen es sinnvoll ist, einzelne Sitzungen durchzuführen – beispielsweise, um individuelle Perspektiven zu vertiefen oder persönliche Themen anzusprechen. Solche Entscheidungen treffen wir immer gemeinsam, wenn der Bedarf entsteht.

Kommunikation: Der Dreh- und Angelpunkt

Eine zentrale Rolle in meiner Arbeit spielt die Verbesserung Ihrer Kommunikation. Viele Konflikte entstehen durch Missverständnisse oder unausgesprochene Bedürfnisse. In der Therapie lernen Sie, wertschätzender miteinander umzugehen und sich klarer auszudrücken. Dies schafft nicht nur Veränderung im Moment, sondern legt auch die Grundlage für langfristige Verbesserungen in Ihrer Beziehung.

Methodenvielfalt: Über Gespräche hinaus

Neben Gesprächen nutze ich Übungen aus der systemischen Therapie und der Gestalttherapie. Beispielsweise können wir durch eine systemische Aufstellung Muster in Ihrer Beziehung sichtbar machen oder mit einer Gestaltübung unerledigte Themen zwischen Ihnen bearbeiten. Diese Methoden helfen Ihnen, Verhaltensweisen und Dynamiken nicht nur zu verstehen, sondern auch emotional zu erleben – was oft zu tiefgreifenden Einsichten führt.

Hausaufgaben: Die eigentliche Arbeit passiert zuhause

Eine wichtige Komponente meiner Arbeit sind „Hausaufgaben“. Diese können zum Beispiel neue Kommunikationsmethoden, gemeinsame Aktivitäten oder Reflexionsübungen umfassen. Warum? Weil die eigentliche Veränderung in Ihrem Alltag stattfindet, nicht im Therapieraum. Die Hausaufgaben helfen Ihnen, das Gelernte direkt anzuwenden und zu festigen.

Ein kontinuierlicher Prozess, der von uns gemeinsam gesteuert wird

Paartherapie ist ein Prozess, der Zeit, Engagement und Bereitschaft zur Veränderung erfordert. Mein Ziel ist es, Sie auf diesem Weg bestmöglich zu begleiten und Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um Ihre Beziehung nachhaltig zu verbessern.
In diesem Prozess kommen uns unterschiedliche Aufgaben zu: Mein Job ist es, den Rahmen zu halten, Übersetzer und Mediator zu sein und auf Grundlage meiner Erfahrung und meiner Ausbildungen entsprechende Impulse zu setzen.

Ihre Aufgabe ist es, mit Engagement und Vertrauen dabei zu sein, sich auf den Prozess einzulassen, auch mal mutig in die Selbstreflexion gehen und – ganz wichtig (!) – auf Ihre eigenen Grenzen zu achten. Das bedeutet auch, mir zu widersprechen, Übungen auch nicht zu machen bei denen Sie Sorge haben, dass sie ihnen nicht gut tun oder Sie mit dem Ergebnis nicht umgehen werden können.

Unsere gemeinsame Reise ist keine Pflicht, sondern nur Kür, meine Interventionen, Ideen und Hausaufgaben sind lediglich Impulse, Ideen und Anregungen.

Haben Sie noch Fragen oder möchten Sie einen Termin vereinbaren? Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen und gemeinsam mit Ihnen an Ihrer Beziehung zu arbeiten.