Zu Beginn einer Beziehung ist alles einfach: Die Partner halten Freund oder Freundin für die tollsten Menschen der Welt. Sie wollen jede freie Minute mit ihnen zusammen sein und können nicht voneinander lassen. Sie holen das Beste aus dem anderen heraus, sie sind aufmerksam, kreativ und machen Geschenke.
Doch diese Zeit dauert nicht ewig. Sie ist ein Ausnahmezustand, und diese Ausnahme ist irgendwann einmal vorbei. Der Alltag kommt mit seinen Anforderungen, mit seinen Längen und Unpässlichkeiten. Dennoch lodert die Liebe weiter, beziehen sich die Partner weiterhin aufeinander. Sie macht ihm beispielsweise häufig Geschenke, bringt von ihrer Dienstreise immer eine Kleinigkeit für ihn mit. Dafür nimmt sie auch Umwege in Kauf, denn es ist ihre Art, ihm ihre Liebe zu zeigen. Er bemerkt die Geste, kann mit den Kleinigkeiten aber sonst wenig anfangen. Mehr noch: Die kleinen Geschenke setzen ihn innerlich unter Zugzwang, ihr ebenfalls Dinge mitbringen zu müssen – eine sehr unangenehme Aufgabe für ihn.
Er kümmert sich in seiner Freizeit lieber um ihr Auto, putzt es und hält es instand. Und er nimmt ihr auch den Papierkram ab. Das macht er nicht, weil er daran so viel Spaß hat, sondern weil er seiner Herzensdame damit eine Freude bereiten will. Für sie indes ist das gar nicht so wichtig. Ihr Wagen ist ihr ziemlich egal und der Papierkram ging ihr schon immer leicht von der Hand.
Beide zeigen ihren Partnern ihre Liebe, doch beide verstehen die Gesten und Bemühungen des anderen nicht. Kein Wunder. Jeder Mensch spricht in Liebesdingen eine unterschiedliche Sprache. Für Paare ist es also wichtig, die Sprache der Liebe des Partners kennenzulernen und sie sich anzueignen.
Für den US-amerikanischen Seelsorger und Paarberater Gary Chapman gibt es genau fünf unterschiedliche Sprachen der Liebe. Mehr noch: Jeder eine „Muttersprache“, in der er sich zumeist ausdrückt und in der er sich wohlfühlt.
Lob und Anerkennung
Wenig ist wirklich selbstverständlich im Leben. Ist es normal, dass sie sich um die Küche kümmert und er um Reparaturen im Haus? Wenn Kinder kommen, ist es da selbstverständlich, dass sie ihren Job an den Nagel hängt um ganz für die Kleinen da zu sein? Und ist es selbstverständlich, dass er seinen Job dann ernster nimmt und eher wenig Zeit mit seinen Kindern verbringt, damit die Familie genügend Geld und Sicherheit hat?
Noch bis vor einer oder zwei Generationen waren feste Rollenzuschreibungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten selbstverständlich. Heute nicht mehr. Und das heißt: Wenn dein Partner noch mit dir zusammenlebt, dann macht er das freiwillig!
Hand aufs Herz: Wann hast du dich das letzte Mal bei deinem Partner bedankt? Für das tolle Essen; fürs Betreuen der Kinder, für das verdiente Geld. John Gottman, ein US-amerikanischer Therapeut, hat in aufwändigen Studien eine wichtige Formel entdeckt. Demnach scheint die Seele nicht viel von fifty-fifty zu halten. Um eine negative Botschaft (etwa einen Vorwurf oder Kritik) auszugleichen braucht es fünf positive Botschaften (etwa Lob, Anerkennung oder Komplimente). 5:1 – eine goldene Formel.
Scheu dich also nicht, zukünftig deinem Partner mehr Wertschätzung zu geben – er hat es sicher verdient.
Zweisamkeit
Die Liebe braucht Nahrung, sie braucht Inseln, in denen das Paar auftankt und sich gegenseitig gut tut. Wichtig sind deshalb Zeiten nur zu Zweit – nicht zusammen mit der Familie, nicht zusammen mit Freunden, sondern nur mein Partner und ich.
Solche Zeiten sind zu Beginn einer Beziehung selbstverständlich, werden im Laufe einer Beziehung jedoch immer schwieriger zu realisieren. Schließlich fordern Beruf, Kinder und Alltag Zeit und Energie. Wichtig sind deshalb klare Vereinbarungen, wie sie etwa das Modell des Familienhauses geben.
Um sich im Alltag Inseln der Zweisamkeit zu schaffen, haben sich Pärchenabende bewährt: Feste Dates (also im Kalender fixiert), möglichst wöchentlich am selben Tag. Zu diesem Termin trifft sich das Paar, ohne dass es Störungen von außen gibt. Auf die Kinder passt ein Babysitter auf, das Telefon ist ausgeschaltet. Vorbereitet werden diese Treffen immer abwechselnd von beiden Partnern. Auf dem Programm kann ein DVD-Abend mit Pizza vom Lieferanten stehen, ein Theaterabend, ein abendlicher Spaziergang durch den Wald oder Squash, Bowling, Picknick; und warum nicht auch mal ein erotischer Abend mit Kerzenschein und Massagen? Im Fokus steht, qualitative Zeit mit dem Partner zu verbringen.
Geschenke
„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“ sagt der Volksmund. Es gibt Menschen, denen solche Aufmerksamkeiten wichtig sind, die gern andere beschenken und die viele Ideen haben, mit denen sie ihren Lieben eine Freude machen können. Geschenke müssen nicht teuer sein. Viel wichtiger ist es, damit zu zeigen: „Ich habe an dich gedacht, du bist mir wichtig.“
Und es gibt Menschen, die tun sich damit schwer – ich zum Beispiel. Deshalb verschenke ich gern Zeit: Zeit, in der ich anderen zur Seite stehe, ihnen zuhöre, mit ihnen gemeinsam arbeite, spiele, lache oder weine.
Hilfsbereitschaft
Mal kurz die schwere Einkaufstasche abnehmen, den Tisch decken oder das Baby wickeln: Es gibt Menschen, die sehen, wo Hilfe notwendig ist und wo sie zupacken können. Und sie tun es, selbst wenn es für sie beschwerlich ist. Sie sind schnell dabei, anderen ihre Unterstützung anzubieten.
Aber Vorsicht: Unaufgefordert zu helfen, kann auch eine Grenzüberschreitung sein. So erlebte ich es mit einer früheren Partnerin, die anpackte, ohne lang nachzufragen. Diese Maxime hatte sie in ihrer Familie gelernt. Dumm nur, dass es in meiner Familie genau umgekehrt war: Wer Hilfe benötigt, erbittet sie. Alles andere wird als unangenehme Einmischung empfunden. Kein Wunder, dass es bei uns im Alltag immer wieder zu Streitereien und Misstönen kam.
Zärtlichkeit und Berührungen
Körperliche Berührungen sind viel mehr als physischer Kontakt. Sie sind direkte Nahrung für die Seele. Dem Traurigen nah sein, sich bei einem freudigen Ereignis in den Armen liegen, sich zur Begrüßung und zum Abschied zu umarmen sind für mich Gesten, die mir leicht fallen und die ich gerne mag. Berührungen scheinen für mich eine der wichtigsten Sprachen, wenn nicht sogar meine Muttersprache zu sein.
Und ich musste lernen, dass ich manchmal auch zu schnell mit körperlicher Nähe bin und Grenzen anderer überschreite.
Sprachen lernen
Auch wenn es Mühe kosten kann, die Sprache des Partners zu lernen, scheint es doch sehr sinnvoll zu sein. Schließlich wollen wir unserem Liebsten etwas Gutes tun. Und wir wollen, dass er weiß, dass wir ihn lieben. Das kann er nur, wenn wir es ihm in seiner Sprache sagen.