Damit eine Liebesbeziehung funktioniert, müssen auch Soll und Haben ausgeglichen sein. Foto: flickr/haven’t the slightes
Wie geht ein Paar mit gravierenden Verletzungen innerhalb der Beziehung um? Wie kann ein Treuebruch wiedergutgemacht werden?
Viele Paare bleiben im Stadium der Aufarbeitung stecken. Die Affäre des treulosen Partners bleibt, wie lange sie auch zurückliegen mag, ständiges Thema. Der hintergangene Partner kommt über die Verletzung nicht hinweg; sie nagt und wird permanent aktualisiert. Oder sie wird als Waffe eingesetzt und dem treulosen Partner wieder und wieder aufs Butterbrot geschmiert.
Eine Möglichkeit, solche alten offenen Rechnungen zu begleichen ist die Form der Wiedergutmachung. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass beide Partner ihren Anteil an der Verletzung aufgearbeitet haben, dass beide sie vom Tische haben möchten und zur Beziehung stehen und dass vor allem die Verletzung der Vergangenheit angehört. Am Beispiel: Die Affäre ist beendet, diese dritte Person spielt im Leben auch keine Rolle mehr.
Für den Schaden zahlen
Zur Wiedergutmachung gehört, dass der verletzende Partner für „den Schaden“, den er verursacht hat, aufkommen muss. Mit Absicht schreibe ich diesen Satz nicht mit der warmen Begrifflichkeit der Liebe, sondern mit kalten Worten der Warenwirtschaft, in der es um Soll und Haben geht. Denn tatsächlich machen wir Menschen auch in Beziehungsangelegenheiten eine solch ökonomische Rechnung auf. Wie viel investiere ich in eine Beziehung, wie viel bekomme ich dafür? Unsere alltägliche Nähe zur Marktwirtschaft lässt sich mit Ausgleichsgeschäften innerhalb einer Paartherapie produktiv nutzen.
Was kostet ein Seitensprung?
Wie also lässt sich der Schaden aufwiegen? Was wird ein Seitensprung kosten? Die Möglichkeiten sind vielfältig und hängen von der Fantasie des Paares ab. In einem Fall kann es für die Affäre des Mannes eine Woche Urlaub mit Freundinnen sein, die sich seine Frau zahlen lässt – inklusive dem Umstand, dass er in dieser Woche auch Urlaub nehmen soll, um sich um die Kinder zu kümmern. Im anderen Fall kann es die dreiwöchige Radwanderung sein, die er schon immer gern machen wollte, und die sie nun als Preis für die außereheliche Beziehung zahlen wird.
Wichtig ist, ein solches Ausgleichsgeschäft sinnvoll vorzubereiten und es dann auch zu zelebrieren, es in seiner Dimension zu würdigen. Damit kann es gelingen, offene Rechnungen zu bezahlen, „offene Gestalten“ zu schließen.